header Psychosoziale Beratungsstelle für Suchtprobleme
Im Rahmen des von der EU geförderten Leonardo Projektes zur Förderung der Aus- und Weiterbildung und vor allem der grenzüberschreitenden beruflichen Bildung besuchten Ernest Cherrett, Leiter einer stationären Suchthilfeeinrichtung in Malta, und seine Kollegin Marthese Borg Petra Müller und ihr Team in der Psychosozialen Beratungsstelle für Suchtprobleme (PsB) der Caritas am Röntgenring.

Ernest Cherrett und Marthese Borg sind sich einig: Der zweiwöchige Besuch in der Würzburger Suchberatungsstelle hat sich voll und ganz gelohnt. „Die Begegnung mit den Kolleginnen in Würzburg ist sehr offen und auf einer Wellenlänge“, so Cherrett und Borg fügt hinzu: „Durch die Einblicke, die Petra Müller und ihr Team uns in ihre Arbeit geben, erhalten wir die Möglichkeit, unsere eigene Arbeit zu reflektieren.“ Cherrett und Borg arbeiten in Malta in einer stationären Suchthilfeeinrichtung. Sie entgiften, therapieren und rehabilitieren Menschen, die illegale Drogen konsumieren und beraten deren Angehörige. Die Würzburger PsB hingegen ist Anlaufstelle für Menschen mit Problemen und Süchten legaler Suchtmittel. Hierzu gehören u.a. Glückspiel, Tabletten, Alkohol.

Ein Herz für die Betroffenen haben und für sie kämpfen
Sehr bereichernd empfinden die Maltekischen und Würzburger Fachleute den zweiwöchigen kollegialen Austausch, der übrigens auf Englisch stattfindet, denn die Arbeitsabläufe, Methoden und die Behandlung der Klientinnen und Klienten sind in beiden Ländern sehr ähnlich. Ganz wesentlich für die  Arbeit und den Erfolg der Behandlung von Suchtkranken ist ihrer nach Ansicht nach die Atmosphäre in der Einrichtung/Beratungsstelle und die Einstellung zu den Menschen. „Man muss ein Herz haben für die Betroffenen und für sie kämpfen“, erklärt Borg, die hauptsächlich mit Angehörigen suchtkranker Menschen arbeitet. „Die Sucht eines Angehörigen belastet Familien sehr. Sie wollen am liebsten eine reparierte, neue Person nach der Therapie. Aber so einfach ist das nicht, wir können nicht zaubern.“

Ganz besonders wertvoll für die ausländischen Besucher war die Hospitation in zwei Klientensitzungen mit dem Thema Essstörungen, da sie selbst erst kürzlich ein Programm für Esssüchtige gestartet haben. „Die Offenheit der Beraterin und der Klienten ermöglichte uns einen interessanten und wertvollen Einblick in ein für uns noch relativ neues Arbeitsfeld“, so Cherrett.

Sucht ist kein nationales Problem
Klargeworden ist auch, dass Süchte kein nationales Problem sind. Die Entwicklung ist in beiden Ländern ähnlich und vergleichbar.
Laut PsB-Leiterin Petra Müller verzeichnete die Caritasberatungsstelle von 2012 auf 2013 einen deutlichen Zuwachs an Klienten. 
Die vier Mitarbeiterinnen haben im Jahr 2013 rund 775 Klienten im persönlichen Kontakt in gut 4000 Beratungssitzungen und Gruppenangeboten beraten und unterstützt. 58 % von ihnen sind zwischen 28 und 49 Jahren. Hinzu kommen Anrufer und Angehörige. Der Anteil von Männern und Frauen hält sich die Waage. 61% der Betroffenen kamen aufgrund einer Alkoholabhängigkeit, 20% sind Spieler, 17% haben Essstörungen. Die restlichen 2% kämpfen mit Tabak-, Tabletten- oder anderen Süchten.

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